1503 war ein besonders geschichtsträchtiges Jahr: Christoph Kolumbus entdeckte in der Karibik eine bis dahin unbekannte Inselgruppe, die heutigen Cayman Inseln. Und der erste Bauherr des Petersdoms, Julius II., wurde zum Papst gewählt.
Das passierte in der großen weiten Welt. Was aber tat sich am beschaulichen Bodensee? Im Sommer 1503 kam es dort zu einem bedeutsamen Geschäft: Der „Ammann und Rat“ zu Meersburg veräußerte an Johannes Graf zu Waldburg-Sonnenberg einen Weingarten, den sogenannten Kathrinenpfründgarten. 1060 rheinische Gulden sollte das Ganze kosten – ein stolzer Preis, der der Qualität des Rebgartens jedoch durchaus angemessen war.
Die am 3. Juni unterzeichnete Kaufurkunde bedeutete den Geburtstag des Weinanbaus des Hauses Waldburg. Der Erwerb sollte sich auszahlen: Der Weinbau entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten durch Erweiterung der Rebflächen prächtig.
Wie aber kam das Haus Waldburg an den See? Die Verbindung des oberschwäbischen Adelsgeschlechtes zur Bodenseeregion und zur Stadt Konstanz war von jeher eine enge: Das waldburgische Kernland gehörte über Jahrhunderte hinweg kirchenpolitisch zum Fürstbistum Konstanz. Auch bekleideten seit dem Mittelalter zahlreiche Söhne der Familie hohe Ämter im Domkapitel oder standen gar als Bischöfe an der Spitze des Bistums.
Das Rebgut wurde von der Fürstlichen Domänenkanzlei in Wolfegg im Allgäu geleitet. Vor Ort kümmerte sich ein Verwalter um vielfältige Aufgaben: den Anbau und die Pflege der Weinstöcke, die Bekämpfung der Schädlinge, die Beaufsichtigung der Rebbauleute, die Ernte und das Pressen der Trauben im Torkel-Gebäude in der Meersburger Unterstadt.
Den größten Teil des fertigen Weines schaffte man zur Gaumenfreude an der Hoftafel nach Wolfegg, der Rest wurde verkauft oder versteigert. Allerdings bekamen die in der Landwirtschaft tätigen Mitarbeiter neben Bier aus der eigenen Brauerei zur täglichen Brotzeit auch Traubenmost gereicht, da das Trinkwasser damals nicht den hygienischen Ansprüchen genügte. Den Trester brannte man zu Schnaps zum Genuss für die fürstliche Familie.
Die Menge des produzierten Weins schwankte natürlich je nach Witterung stark: Konnte man 1927 zum Beispiel insgesamt 43 hl Wein in sechs Fässern in die fürstliche Hofkellerei nach Wolfegg überstellen, waren es 1928 beachtliche 74 hl. Der Transport erfolgte zunächst mit Vierspännern, seit dem frühen 20. Jahrhundert dann mit Lastwagen.
Bis in die 1920er-Jahre wurden aus den Trauben die damals besonders begehrten Sorten Ruländer, Weißherbst, Elbling und Blauburgunder gewonnen. Heute sind es Müller-Thurgau, Spätburgunder, Spätburgunder, Grauburgunder und Riesling.
Die anspruchsvollsten Bio-Richtlinien Europas
Das zentrale Prinzip des qualitätsorientierten Weinbaus nach der Delinat-Methode basiert auf der gezielten Förderung der Biodiversität. Die Delinat-Methode begreift den Weinberg als Ökosystem, dessen Balance erst durch die Vernetzung der biologischen Vielfalt entsteht. Die Weinberge sollen zu stabilen Ökosystemen mit Wildhecken, Obstbäumen und mit Sekundärkulturen wie Gemüse, Aromakräuter und einer vielfältigen Begrünung umgewandelt werden. Mehr dazu: Charta für Biodiversität im Weinbau.
Die von Pusch (Praktischer Umweltschutz Schweiz) betriebene Informationsplattform Labelinfo.ch hat in Zusammenarbeit mit WWF Schweiz, Helvetas und SKS die wichtigsten Labels auf dem Schweizer Markt bewertet. Delinat erhielt von der unabhängigen Umweltorganisation die beste Bewertung und das Prädikat «Ausgezeichnet».
Erste Bio-Richtlinien für Weinbau
Erst seit 2012 gibt es in der EU rechtsverbindliche Richtlinien für die Bezeichnung von «Biowein». Schon 1983 schuf Delinat eigene Biorichtlinien für Weinanbau und -bereitung in Europa. Diese wurden laufend den neusten Erkenntnissen angepasst. Sie gehen weit über generelle Anforderungen an den Biolandbau hinaus und sind in vielen Punkten auch strenger als andere Biorichtlinien.
Neben einem Verbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, von Kunstdüngereinsatz und Gentechnologie verlangten die Delinat-Richtlinien beispielsweise als erste verpflichtend eine Förderung der Biodiversität und schränkten die Verwendung von Kupfer und Schwefel zur Krankheitsbekämpfung im Weinberg stark ein. Bei der Vinifikation sind Hilfsstoffe und Eingriffe zur Haltbarmachung (Schwefel), Schönung und Filtration der Weine stark eingeschränkt. Tierische Hilfstoffe sind gänzlich untersagt, so dass alle Delinat-Weine als vegan gelten.