Das Grauen im Jahr 1647 vor Lindau nimmt seinen Anfang.
„Die Schweden kommen“ - so schallt es durch Lindau. General Wrangel zieht durch Oberschwaben und stößt an den Bodensee vor. Schloss Wolfegg wird geplündert und geht in Flammen auf. Der Familienbesitz des Stadtkommandanten zu Lindau Truchsess Maximilian Willibald von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee. Ein schwerwiegender Fehler den Stadtkommandanten so zu reizen. Seine Kindheit verbrachte Maximilian Willibald in Schloss Wolfegg. Viele schöne Erinnerungen haben die Schweden zerstört.
Mit knirschenden Zähnen schwört er Rache. Er verspricht, dass dies mit seiner zweiten Heimat der Inselstadt Lindau nicht passieren wird. In Windeseile werden die Befestigungen erweitert, renoviert und erneuert. Die Schweden sollen sich die Zähne ausbeißen an Lindau.
Nach Tagen ist es soweit. Die schwedische Armee, geführt von General Wrangel, marschiert vor Lindau auf, zwei Monate lang, im Januar und Februar 1647. Als rein evangelische Stadt im Widerspruch stand sie im Widerspruch zum Kriegsziel des Kaisers, das Reich zu rekatholisieren. Lindau versuchte darum, im Krieg neutral zu bleiben. Ein riesiger Zwiespalt. Man liebäugelte mehr mit der Protestantischen Union als mit der Katholischen Liga, die aufgelöst worden war. Und Lindau war als Freie Reichsstadt dem Kaiser zu Gehorsam und Treue verschworen. Ein leichtes soll es sein Lindau einzunehmen. Die kaiserliche Regierung war schließlich nicht bereit, einen Widerspruch zu dulden, und belegte die Festung 1628 mit einer kaiserlichen Garnison. Mit dem Einfall der Schweden 1632 kam der Krieg nach Lindau. Vom Frühling 1632 bis zur Schlacht von Nördlingen im September 1634, als die Schweden sich nach Vernichtung ihrer Armee nach Norddeutschland zurückzogen, stand die Stadt unter ständiger Bedrohung einer Belagerung.
Maximilian Willibald hat die Seebrücke schon selbst zerstört. Damit will er verhindern, dass die Schweden auf der Insel Fuß fassen. Wütendes Geheul auf Seiten der Schweden ist die Antwort. Auf dem Festland trifft der Tross der Schweden ein und bauen das Lager auf. Es wird sich auf eine lange Belagerung eingerichtet. Sie waren über Wolfegg, Hergensweiler und über die Ruggburg in den Rücken der Bregenzer Verteidiger gefallen und haben Bregenz im Schwertstreich eingenommen. Anschließend plündern sie von Bregenz kommend die umliegenden Dörfer und Höfe.
Und nun standen sie da, am östlichen Ufer, vor der zerstörten Landtorbrücke.
Die Söldner in den Reihen der Schweden jubeln siegesgewiss als die Stadt aus den Nebelschwaden auftaucht. Sie glauben, schon das Gold in Ihren Taschen klimpern zu hören. Das Blut rauscht in den Ohren vor der zu erwarteten Plünderung der Seestadt. Sie freuen sich Ihre angestaute Wut an den Weibern die Lindauer auszulassen. Ein harter Waffengang steht Ihnen bevor. Die Lindauer verloren nicht die Nerven, sondern verteidigten sich - erfolgreich - mit kaltblütiger Klugheit.
Es wird gesoffen, die Bauern werden gequält. Sie werden gefoltert mit dem Schwedentrunk. Hierbei wird Jauche über einen Trichter eingeflößt bis der Magen platzt. Vergewaltigungen gehören zum Schicksal der Lindauerinnen. Die Schweden blockieren Lindau und riegeln die Inselstadt von Nachschub ab. Auch von der Seeseite her gibt es immer wieder Angriffe. Öl wir in den See gekippt und angezündet. Eine der Lädinen fängt Feuer und explodiert. Der Angriff von See wird abgeblasen. Die Schweden setzen nun auf eine Zermürbungstaktik. Tag und Nacht wird die Insel mit den Kanonen von General Wrangel von der Landseite aus beschossen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis Lindau fällt. Dem Beschuss durch die Kanonen haben die Lindauer nichts entgegenzusetzen. Hunger und Verzweiflung halten Einkehr in Lindau. Die Menschen treffen sich in der Kirche und beten zu Gott um Erlösung. Not und Elend sind an der Tagesordnung. Wir lange kann der Stadtkommandant Maximilien Willibald noch standhalten....
Da hat er den rettenden Einfall:
Das Wasser ist kalt, viele Stellen sind zugefroren. Nebel macht sich breit über dem See.
Die Schweden feiern schon den nahen Sieg mit Bodenseewein und dem Moscht, den sie den Bauern abgepresst hatten. Es geht hoch her. Siegessicher schließen sich die Wachen der rauschenden Orgie an.
Pssst, still, was ist das?
Ein paar Gestalten steigen bäuchlings auf das Eis und durch die Nebelschwaden zum Festland. Maximilian mit ein paar Getreuen wagt einen Angriff auf die Schweden...?
Dafür sind es viel zu wenige. Nein es ist ein Kommandounternehmen der Lindauer angeführt vom Stadtkommandanten. Langsam robben die Getreuen an Land und schleichen zu den Kanonen der Schweden. Gott sei Dank sind die Wachen betrunken und nicht in der Lage eine drohende Gefahr zu erkennen. Truchsess Maximilian lässt Kupfernägel in die Luntenöffnungen der Kanonen schlagen. Die Schweden in Ihrem Suff bekommen von der Aktion gar nichts mir. Als die Lindauer wieder zurück auf der Insel sind werden Sie frenetisch gefeiert.
Die Dämmerung bricht heran. Die Schweden wanken zu Ihren Kanonen und möchten den Beschuss der Insel fortsetzen. Wütendes Geheul schallt über den See als die Schweden entdecken, dass Ihre Kanonen unbrauchbar sind. Nachts hat es auch ein Schiff geschafft die Seeblockade der Schweden zu durchbrechen und Lebensmittel auf die Insel gebracht. Die Schweden haben verloren. Wütend ziehen sie ab.
Truchsess Maximilian Willibald von Waldburg zu Wolfegg hat es geschafft. Lindau ist gerettet.
Diese Schlacht wird übrigens heute noch gezeigt - auf dem wunderschönen Rathaus in Lindau.
Vom Sold als Stadtkommandant schafft Maximilian Willibald eine Kupferstich Sammlung an. Diese gehört heute noch zu den größten Sammlungen in Europa. Teile dieser Sammlung werden heute auf dem Museum auf der Waldburg gezeigt, dem Stammsitz der Familie des Truchsesses. Ein Stück Weltdokumentenerbe ist hier auf der Burg zu sehen. Ein Faksimile der ersten urkundlichen Erwähnung von Amerika aus dem Jahre 1507.